Made in Siegmar

Ich lebe und arbeite in Siegmar, einem Stadtteil von Chemnitz. Wenn ich dir in den nächsten Zeilen also meinen Heimatort vorstelle, musst du schon verzeihen, dass der Lokalpatriotismus mit mir durchgeht. Für mich ist Siegmar eben der Mittelpunkt der Erde. Natürlich gibt es da nichts wirklich Besonderes. Ohne die genauen geographischen Koordinaten und wichtige wirtschaftliche Standorte zu erwähnen, sind dies ganz persönliche Eindrücke. Ein anderer „Siegmarer“ sieht das vermutlich in einem völlig anderen Licht, aber ich sehe diese eher ruhige Ecke als einen Schatz.

Hier bin ich zehn Jahre zur Schule gegangen, in dieses herrliche alte Gebäude auf der Rosmarinstraße mit riesigen Rotbuchen davor. Ich hatte einen Schulweg von höchstens einer Minute, und was soll ich sagen, ich habe mich fast immer verspätet.

Im Siegmarer Park, mit dem ich mich besonders verbunden fühle, haben ich, mein kleiner Bruder und natürlich alle Kinder, die gemeinsam mit mir aufwuchsen, unzählige Abenteuer überlebt. Schließlich fließt hier der Kappelbach hindurch, und in der Mitte des Parks gibt es einen Teich. Eine kleine Brücke verbindet das eine Ufer mit dem anderen.

Grundschule-Siegmar
Siegmar_Park

Im Frühjahr haben wir Salamander und Molche aus dem Wasser gefischt und im Winter sind wir mit Schlittschuhen über den zugefrorenen Teich gefahren oder sind darin eingebrochen. Im Herbst haben wir mit Stöcken die Kastanien von den Ästen geholt.

- Wenn keiner hinsieht, lassen sich die uralten Bäume auch umarmen. -

Im Sommer habe ich auf den Wiesen immer Blumensträuße für meine Oma Inge und meine Mutter gepflückt. Daher wohl auch die Affinität zu Gänseblümchen und Margariten. Meine beste Freundin, der ich übrigens meinen Spitznamen „Ülü“ zu verdanken habe, wohnte auf der einen und ich auf der anderen Seite des Parks.

So viele Geschichten ließen sich erzählen, vom aufgeschlagenen Knie bis zum ersten Kuss.

Heute weiß ich es zu schätzen, von Siegmar aus schnell in der Chemnitzer Innenstadt zu sein, aber auch ganz schnell mit dem Hund meiner Eltern im nahe gelegenen Rabensteiner Wald joggen zu können. Außerdem ein riesiges Glück für mich: Siegmar hat einen eigenen Tennisverein. Seit meinem neunten Lebensjahr bin ich leidenschaftliche Tennisspielerin. Und noch immer schafft es diese Sportart, mich regelmäßig aus meiner Werkstatt zu ziehen, an die frische Luft, gemeinsam mit Gleichgesinnten.

Und das ist auch gut so, denn kulinarischen Höhenflügen bin ich auch nicht gerade abgeneigt. Gibt es doch in Siegmar ein Eiscafe, das immer wieder mit neuen Eiskreationen lockt. Und die besten Brötchen im ganzen Universum kommen sowieso aus Siegmar, von den Pfannkuchen (Berlinern) und der Eierschecke reden wir lieber erst gar nicht. Alles gleich um die Ecke: Restaurants exquisit, italienisch, ungarisch oder schnell was vom China-Imbiss; Tierpark, Kino, Bioladen… was will ich mehr?

Ein Bär, ein Phänomen

Meine Oma Ingeborg Ahner hatte einen Spielwarenladen, den später meine Eltern weiterführten bis sie ihn an mich übergaben. Ich bin also inmitten von all dem aufgewachsen, was ein Kinderherz begehrt. Autos, Baukästen, Puppen… Spielzeug über Spielzeug. Nur so einen richtigen Teddybär hatte ich nie.

Irgendwann startete ich den Versuch selbst einen zu nähen und das ohne die leiseste Ahnung zu haben, was beispielsweise ein Abnäher ist. Und musste entsprechend einiges an Lehrgeld zahlen. Nicht über Nacht, aber am Ende war er fertig. Meine Freunde staunten. Und meine Mutter auch.

Inzwischen kann ich auf ein Jahrzehnt als Teddymacherin zurückblicken. Inspiriert durch meine Oma entwickelte sich ganz langsam die Idee für die „Ülü-Bären“.

Und so sind alle Teddybären aus meiner Hand an ihrem, von mir gefertigten Bauchnabelpiercing zu erkennen.

Unter der Marke „Ülü-Bären“ kreiere ich Teddys von 20 cm bis 1,70 m, die vor allem meiner eigenen Experimentierfreude entstammen, fertige aber auch ganz individuell nach den Wünschen meiner großen und kleinen Kunden. Der eine oder andere Bär nach Schnittmustern anderer Bärenkünstler ist auch dabei.

Liebevoll unterstützt werde ich bei allem von Eva-Maria Ahner, meiner Mutter. Denn in so einem Bären stecken 10 bis 15 Stunden Handarbeit, die viel Hingabe, Ruhe und Geduld erfordert. Aber wenn er fertig ist, dann stellt sich dieses wunderbare Gefühl ein. Wie von der Sonne geküsst…

ülü (Stefanie Eva Ahner) 2011

Ingeborg Ahner

Ülü Bären Stefanie Eva Ahner | Zwickauer Straße 428, 09117 Chemnitz | Telefon: 0371 8000627 | Mobil: 0151 42613903

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